Den Schubart-Literaturpreis 2025 erhält Christoph Peters für "Innerstädtischer Tod". Der Abschlussband seiner Berlin-Trilogie ist ein brandaktueller politischer Schlüsselroman, der mitten im internationalen Kunstbetrieb spielt.
Der Schubart-Literaturpreis wird alle zwei Jahre verliehen und ist mit 20.000 Euro dotiert.
Grit Krüger erhält für ihren Roman "Tunnel" den, von der Kreissparkasse Ostalb gestifteten, Schubart-Förderpreis. Der raffinierte und sprachlich unkonventionelle Roman beschreibt kunstvoll verschiedene Facetten von Armut.
Der Schubart-Förderpeis ist mit 7.500 Euro dotiert.
Die Preisverleihnung findet am Samstag, 3. Mai 2025, im Kulturbahnhof Aalen statt. Am Sonntag danach können Sie den Preisträgern bei der Lesung aus "Innterstädtischer Tod" und "Tunnel" lauschen.
Nicht weniger als den Roman zur Stunde hat der Schriftsteller Christoph Peters geschrieben: „Innerstädtischer Tod“ ist der dritte Teil einer Trilogie, die unserer Gegenwart in all ihrer Widersprüchlichkeit einen literarischen Spiegel vorhält.
Ausgehend von einem jungen Installationskünstler, einem erfolgreichen Galeristen und einem Vertreter der Neuen Rechten entfaltet Peters ein spannungsreiches Ensemble, das in seiner Vielstimmigkeit wie eine meisterhafte synkopische Symphonie der Großstadt Berlin und der erhitzten Diskurse der Zeit klingt. Jede der Figuren ist auf Sinnsuche, jede vertritt ihre individuelle Wahrheit. Die kulturellen, politischen und emotionalen Reibungen, die das Aufeinandertreffen dieser Antagonisten innerhalb eines kurzen Zeitraums verursacht, verwandelt Christoph Peters in welthaltige Literatur, die kunstvoll, kenntnisreich und fokussiert die Knackpunkte und das Knirschen unserer Zeit einfängt. Eine hinreißende Neuvermessung der Gegenwart, die trotz des großen Phantasiereichtums einen durchaus dokumentarischen Charakter hat – getragen von einem kritischen und provokanten Blick, ganz im Geiste des Namensgebers des Preises.
Christoph Peters wurde 1966 in Kalkar geboren und lebt heute in Berlin. Er ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungsbände und wurde für seine Bücher vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Wolfgang-Koeppen-Preis (2018), dem Thomas-Valentin-Literaturpreis der Stadt Lippstadt (2021) sowie dem Niederrheinischen Literaturpreis (1999 und 2022).
2020/2021 zeigte Christoph Peters in seiner ersten Einzelausstellung "Teeschalen, sonst nichts" eigene Zeichnungen. Zuvor waren Peters Arbeiten im Rahmen der Sammelausstellung "Unter Freunden" zu sehen.
Zuletzt erschien von ihm bei Luchterhand eine an Wolfgang Koeppen angelehnten Trilogie: „Der Sandkasten“ (2022), „Krähen im Park“ (2023) und „Innerstädtischer Tod“ (2024).
Preiswürdige Bücher beziehen ihre Qualität daraus, dass sie sich den Zuordnungen, die man zu ihrer Beschreibung braucht, immer auch entziehen.
Grit Krögers Romandebüt „Tunnel“ ist eine Prekariatsgeschichte, die alle damit verknüpften Erwartungshaltungen auf so eigenwillige wie fantastische Weise unterläuft, beziehungsweise untertunnelt. Ihre Figuren treten heraus aus dem anonymen Licht von Armutsstatistiken:
Mascha Heerdmann, eine alleinerziehende Mutter, und ihr Kind, dazu der Tröster, ein am Rand der Obdachlosigkeit entlangschrammender ehemaliger Seemann, schließlich noch der lichtscheue Rentner Tomsonov irgendwo aus dem Osten, der sich im Tagebau kaputtgeschuftet hat und nun in einem Pflegeheim gestrandet ist. Was Krüger mit ihnen aufführt, sprengt alle Zwangläufigkeiten, die ihnen vorgezeichnet sein könnten: weder spielen sie Sozialmiseren nach, noch führen sie munter vor, wie man sich dagegen behaupten könnte. Sondern sie graben einen Tunnel und suchen ihren eigenen Weg, durch Tagträume und präzise verfremdeten Miniaturen des sozialen Lebens, in denen das Netz aus Metaphern, Vorstellungen und Zeichen die auffängt, die aus allen Bezügen gefallen sind.
Grit Krüger wurde 1989 in Erfurt geboren und lebt in Ettlingen. Sie studierte Komparatistik sowie Filmwissenschaft in Frankfurt am Main. Krüger ist Mitglied des 'Salon Fluchtentier' und des Festivalteams 'Lit.Fest Stuttgart'. Ihre schriftstellerische Arbeit wurde mit diversen Stipendien gefördert. Unter anderem erhielt sie das Stipendium der Darmstädter Textwerkstatt 2020 und das Stipendium des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg 2020. 2020/2021 war sie an der Bayerische Akademie des Schreibens eingeschrieben.
Ihr Debütroman „Tunnel“ ist am 15. März 2023 im Kanon Verlag erschienen. Für diesen wurde sie 2023 mit dem ersten Anna-Haag-Preis und dem Kranichsteiner Literaturförderpreis ausgezeichnet.
Tilla Fuchs, 1978 in Saarbrücken geboren, arbeitet als Literaturredakteurin bei SR2 Kulturradio. In Bordeaux, Straßburg und Berlin hat sie französische und vergleichende Literaturwissenschaft und Kulturjournalismus studiert und war als freie Featureautorin und Reporter- in tätig. Tilla Fuchs ist Jurymitglied des Eugen Helmlé Übersetzerpreises, des Prix des Frontières Léonora Miano und, seit 2024, des Schubart-Literaturpreises.
Dr. Stefan Kister, geboren 1964, ist Literaturkritiker der Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten und betreut den wöchentlichen Newsletter StZ-„Lesezeichen“. Nach dem Studium der Germanistik und Philosophie in Freiburg, München und Tübingen promovierte er mit einer Arbeit über Totenkult und Gedächtnis. Er ist Mitglied mehrerer Jurys, u. a. Hesse- und Cotta-Preis, seit 2015 Schubart-Literaturpreis.
Anne-Dore Krohn, geboren 1977 in Berlin, lebt in Berlin und Brandenburg. In Florenz, London, Wroclaw und Berlin hat sie Publizistik und Literaturwissenschaften studiert. Sie ist Absolventin der Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg. Nach einigen Jahren bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und zahlreichen Reisen für den Reiseteil arbeitet sie heute Literaturkritikerin und Literaturredakteurin des rbb kultur. Krohn ist Jurymitglied bei verschiedenen Literaturpreisen und moderiert regelmäßig Lesungen, unter anderem auf dem Erlanger Poetenfest.
Denis Scheck, 1964 in Stuttgart geboren, ist Literaturagent, -kritiker und Übersetzer. Als Literaturredakteur und Moderator ist er bekannt aus der Sendung Büchermarkt beim Deutschlandfunk, dem SWR-Kulturmagazin Kunscht! und aus dem ARD-Büchermagazin Druckfrisch. Seit 2018 gehört er der Schubart-Literaturpreisjury an.
Michael Weiler studierte Klassische Philologie und Evangelische Theologie in Tübingen. Von 2007 bis 2022 war er Oberstudiendirektor am Kopernikus-Gymnasium Aalen-Wasseralfingen. Seit 2017 ist Michael Weiler Jurymitglied des Schubart-Literaturpreises.
Miriam Zeh, geboren 1988, arbeitet seit 2021 als Literaturredakteurin bei Deutschlandfunk Kultur. Sie lebt in Berlin. Sie studierte Musik, Germanistik und Philosophie in Köln und St. Louis, Missouri promovierte Als promovierte Literaturwissenschaftlerin veranstaltete sie Tagungen und war als Herausgeberin tätig. Sie moderiert und präsentiert Literatur auf dem Instagram-Kanal BooksUP! 2022 war sie Sprecherin der Jury für den Deutschen Buchpreis. Seit 2024 arbeitet sie in der Jury des Schubart-Literaturpreises.