Auf dem Bild sind Julia Schoch (links) und Slata Roschal (rechts) zu sehen.

Schubart-Literaturpreis 2023

Die Preisträgerinnen

Den Schubart-Literaturpreis 2023 erhält Julia Schoch für "Das Vorkommnis". Er wird alle zwei Jahre verliehen und ist mit 20.000 Euro dotiert. 

Slata Roschal erhält den, von der Kreissparkasse Ostalb gestifteten, Schubart-Literaturförderpreis für ihren Roman "153 Formen des Nichtseins". Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert. 

Die Preisverleihnung findet am Samstag, 22. April 2023, im Kulturbahnhof Aalen statt. Am Sonntag danach können Sie den Preisträgerinnen bei der Lesung aus "Das Vorkommnis" und "153 Formen des Nichtseins" lauschen.

Schubart-Literaturpreis 2023

Julia Schoch fällt in „Das Vorkommnis“ elegant und absichtlich gleich mit der Tür ins Haus. Schon im ersten Absatz sagt eine Frau zur Ich-Erzählerin: „Wir haben übrigens denselben Vater“. Ein erzählerisch genialer Anfang: Alles, was danach kommt, ist eine nachdenkliche und kluge Selbstbefragung über Erinnerung und die Konstruktion eines Lebens. Es geht Schoch nicht darum, herauszufinden, ob die Frau wirklich ihre Halbschwester ist, sondern um das, was ihr Auftauchen ins Wanken bringt - die vermeintlichen Gewissheiten oder gar Wahrheiten.

Schreibend, reflektierend, analysierend versucht sie zu verstehen, warum das Auftauchen so einschneidend war. „Ich hatte Lust, in den Keller zu steigen und etwas zu ergründen, das mir selbst noch unklar war“, schreibt sie. In kurzen Abschnitten stellt die Autorin Gedanken und Fragen in den Raum, ehrlich, dringlich und zutiefst menschlich. Damit regt Schoch dazu an, selbst zu reflektieren und das vermeintlich Wahre von Familiengeschichten in Frage zu stellen. 

Schubart-Preisträgerin Julia Schoch

Julia Schoch, 1974 in Bad Saarow geboren, hat Germanistik und Romanistik an der Universität Potsdam, in Montpellier und Bukarest studiert und ist seit 2003 freiberufliche Autorin und Übersetzerin. Neben Auszeichnungen mit Stipendien und Förderpreisen, z.B. zum Hölderlin-Preis und zum Meersburger Droste-Preis, war sie Stipendiatin in der Villa Massimo und erhielt 2022 die Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung. Der Roman „Das Vorkommnis“ ist der erste Teil einer geplanten Trilogie mit dem Titel „Biografie einer Frau“. Der zweite Teil „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ erscheint im Februar 2023. Julia Schoch lebt mit ihrer Familie in Potsdam.

Schubart-Literaturförderpreispreis 2023

In ihrem Romandebüt bildet die in Sankt Petersburg geborene Schriftstellerin das Aufwachsen in einer Gemeinschaft ab, in der zur russisch-jüdischen Herkunft noch die Zugehörigkeit zu einem Reich kommt, das nicht von dieser Welt ist: den Zeugen Jehovas. Sie erzählt von dem schmerzhaften Emanzipationsprozess einer jungen Frau, in dem sie sammelt, von was dieses Leben umstellt ist: Listen, E-Mails, Notizen, kleine und größere Szenen, Zitate - eben „153 Formen des Nichtseins“. 

Der Roman dokumentiert den mühsamen und radikalen Ablösungs- und Befreiungsprozess von den Gewissheiten und Vereinnahmungen religiöser und politischer Indoktrination. Und doch wahrt die Autorin immer eine Distanz gegenüber allzu sprungbereiten Urteilen. „Während es gerade überall um die Frage von Identitäten geht, hat Slata Roschal ein Buch geschrieben, das zeigt wie sehr wir aus dem zusammengesetzt sind, was wir nicht sind“, begründet die Jury ihre Entscheidung. 

Schubart-Förderpreisträgerin Slata Roschal

Slata Roschal zog mit ihren Eltern 1997 nach Deutschland und wuchs in Schwerin zweisprachig auf. Sie studierte Slawistik, Germanistik und Komparatistik an der Universität Greifswald und promovierte 2021 an der Universität München. 

Neben zahlreichen Stipendien gewann sie 2018 den Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern und wurde für Gedichte und Prosaminiaturen auf die Liste der Lyrik-Empfehlung 2022 gewählt. Ihr Debütroman „153 Formen des Nichtseins“ kam auf die SWR-Bestenliste und wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert. Slata Roschal lebt in München.

Schubart-Literaturpreisverleihung 2023

Jurymitglieder

Berlin

Journalistin und Publizistin

Stuttgart

Literaturwissenschaftler, Referatsleiter im Staatsministerium des Landes Baden-Württemberg

Stuttgart

Kulturjournalist der Stuttgarter Zeitung, zuständig für Literatur

Berlin

Literaturkritikerin

Köln

Literaturagent, Kritiker und Übersetzer, Moderator des Büchermagazins Druckfrisch (ARD)

Aalen

Oberstudiendirektor am Kopernikus-Gymnasium Aalen-Wasseralfingen