Im Rahmen eines großen Festaktes fand Ende Juli die Verleihung des Schubart-Literaturpreises 2019 statt. Autor und Schubart-Literaturpreisträger Daniel Kehlmann sowie die Illustratorin, Autorin und Schubart-Förderpreisträgerin Nora Krug haben aus New York ihre Werke „Tyll“ und „Heimat“ im Gepäck mitgebracht.
Daniel Kehlmann ist nach Auffassung der Schubart-Jury mit „Tyll“ erneut ein hervorragendes Buch gelungen. In seinem Schelmenroman nimmt er viele Anleihen an die mittelalterliche Figur des Till Eulenspiegel, geht aber in seiner großen Fabulierkunst zugleich frei damit um, indem er „Tyll“ mitten in den Wirren und Schrecknissen des Dreißigjährigen Krieges agieren lässt. Gewalt, Hunger und Seuchen sind alltäglich, aber noch schlimmere Verheerungen richtet die ständig präsente Gewalt bei jedem Einzelnen an. Tyll bewegt sich in dieser Welt, weiß um die Bedrängnisse der Armen und entlarvt mit beißendem Spott die Lügen und Widersprüche, ob sie nun mittelalterlichem Aberglauben oder neuzeitlichem Machstreben entspringen.
Der Autor Daniel Kehlmann und sein Tyll haben, so die Begründung der Jury, vieles gemeinsam. So wie Tyll seine Gaukeleien virtuos beherrscht, die Menschen in den Bann zieht und dann doch völlig verblüfft, so grandios ist Kehlmanns Erzählweise und die Beherrschung aller Facetten der Sprache. „Besser kann man ein Buch über einen Freigeist nicht schreiben“, so die einhellige Meinung der Jury. „Man darf annehmen, dass C.F.D Schubart an Daniel Kehlmanns „Tyll“ seine helle Freude gehabt hätte.“
Die Entscheidung der Jury für den Förderpreis 2019 fiel einvernehmlich. „Nora Krugs Debut ist kein Comic und keine graphic novel, auch kein Scrapbook, sondern ein kluges, visuell herrlich opulentes Bilderbuch für Erwachsene“, so die Begründung.
Die seit mehr als zehn Jahren in New York lebende Illustratorin geht in „Heimat“ der Frage nach, was denn die deutsche Identität ausmacht und inwiefern das Wissen um die Beteiligung eigener Angehöriger am Aufstieg der Nazis, am Zweiten Weltkrieg und am Holocaust Folgen für die eigene Identität und den Umgang mit der eigenen Familiengeschichte hat. „Nora Krug macht das so differenziert, intelligent und sublim sowohl auf der Bild- wie auf der Textebene ihres deutschen ,Familienalbums', dass dieses Buch selbst zur Heimat werden kann“, lobt die Jury.